Vom 8. bis 12. Mai 2019 waren die DGS Schützen zum ersten Mal bei der ISCH, der International Shooting Competition of Hannover, am Start. Die ISCH ist ein Wettkampf, an dem sowohl hörende als auch gehörlose und körperbehinderte Sportler teilnehmen. Bereits im vergangenen Jahr nahmen die Ukraine und Tschechien mit gehörlosen Sportlern an dem Event teil. In diesem Jahre waren insgesamt 900 Sportschützen aus 34 Nationen am Start. Unter den zahlreichen Teilnehmern waren Medaillengewinner der olympischen Spiele sowie Welt- und Europameister vertreten.
Fünf Gewehrschützen, Melanie Stabel, Colin Müller, Sebastian Herrmany, Erik Hess und Marco Baron sowie fünf Pistolenschützen, Werner Lackerbauer, Rückkehrer Ingo Schweinsberg, Bodo Funcke, Martin Böhlke und Neuzugang Claus Teringl waren gut vorbereitet nach Hannover gereist, um zum einen ihre Leistungen mit hörenden Sportlern zu messen und sich zum Anderen eine gute Ausgangsposition für die Qualifikation zur Europameisterschaft der Gehörlosen zu schaffen.
Mit den Bundestrainern Manfred Zisselsberger (Gewehr) und Andreas Obermaier (Pistole) sowie Bernd Linß, der als Physiotherapeut nach langer Pause zur Freude aller wieder dabei sein konnte, war für eine optimale Betreuung des Teams gesorgt.
Am Mittwoch dem 08. Mai begannen die Wettkämpfe mit Herren Kleinkaliber liegend. Unter schwierigen Bedingungen und bei niedrigen Temperaturen belegten Erik Hess, WM-Bronzemedaillengewinner Sebastian Herrmany und Gehörlosen-Weltmeister Colin Müller die Plätze 49, 53 und 54 im inklusiven und internationalen Teilnehmerfeld. Dabei schoss Hess 611,5 Ringe und Herrmany und Müller jeweils 609,5 Ringe.
Die Pistolenschützen hatten noch keine Wettkämpfe, allerdings versäumten die DGS Athleten hier aus Unkenntnis des ISCH-Systems die inoffizielle Trainingszeit für Standardpistole. Das führte dazu, dass die Pistolenschützen am Donnerstag unvorbereitet in den Wettkampf gehen mussten. Trotzdem erreichte Werner Lackerbauer mit 533 Ringen Platz 28 und sicherte sich sein EM Ticket. Ingo Schweinsberg tat sich ab der 7. Serie schwer und musste sich mit 517 Ringen zufrieden geben. Auch Bodo Funcke blieb hinter seiner gewohnten Leistung zurück. Fünf Schüsse in zehn Sekunden abzugeben ist keine leichte Sache aber Schweinsberg und Funcke werden ihr Ergebnis zu Hause noch einmal genau analysieren. Besser ein Ausrutscher auf der ISCH als bei der nächsten EM!
Bei der Luftpistole lag Ingo Schweinsberg vorn und belegte mit 550 Ringen Platz 38 unter 82 Teilnehmern. Auch er sicherte sich damit sein EM Ticket in dieser Disziplin. Claus Teringl gab sein Debüt mit einer guten Leistung von 538 Ringen. Bodo Funcke lag mit 541 Ringen etwas weiter vorn. Aber Werner Lackerbauer und Martin Böhlke überzeugten mit jeweils 529 und 535 nicht.
Am gleichen Tag standen die Herren für den Kleinkaliber Dreistellungswettkampf am Start, um sich auch hier mit hörenden Profisportlern zu messen. Sebastian Herrmany erreichte Platz 27 mit beachtlichen 1143 Ringen. Erik Hess schoss 1136 Ringe für Platz 32 und Colin Müller belegte Platz 37 mit 1129 Ringen.
Am Freitag fand der erste Damenwettkampf statt. Silke Fischer, die am Vortag angereist war und am Nachmittag noch ein Training absolviert hatte, trat im Juniorenwettkampf der Damen in der Disziplin Luftpistole an. Mit 538 Ringen erreichte sie einen respektablen 19. Platz und qualifizierte sich für die EM-Teilnahme. Die Herren nutzen ihre Wettkampfpause, um zu einem Schießstand nach Braunschweig zu fahren und dort die EM-Ausscheidung für Sportpistole durchzuführen. Ergebnis: Alle vier Pistolenschützen gelang die Qualifikation. Lackerbauer schoss 552 Ringe, Schweinsberg 557, Funcke 549 und Böhlke 551.
Zwei weitere Wettkämpfe standen am gleichen Tag noch auf dem Programm: Luftgewehr Herren und Kleinkaliber liegend der Juniorinnen. Die drei Gewehrschützen bekamen noch Verstärkung durch Marco Baron. Der beste Luftgewehrschütze des Turniers gewann mit 633,3 Ringen. Der offizielle Weltrekord der Hörenden liegt bei 633,5 Ringen. Daran ist gut zu erkennen wie hoch das Niveau der Veranstaltung war und welchen Stellenwert die Platzierungen der gehörlosen Schützinnen und Schützen haben. Im Endklassement erreichte Erik Hess als bester DGS Schütze Platz 37 mit 612,6 Ringen. Marco Baron belegte mit 609,6 Ringen Platz 45, Colin Müller mit 607,3 Ringen Platz 48 und Sebastian Herrmany mit 604,1 Ringen Platz 53.
Deaflympics Medaillengewinnerin Melanie Stabel überzeugte im Kleinkaliber liegend mit 616.7 Ringen nach 60 Wertungsschüssen nicht nur, sondern sie gewann damit sensationell sogar die Bronzemedaille.
Am Samstag hatte Silke Fischer ihren zweiten Wettkampf. In der Sportpistole konnte sie ihre Trainingsleistung vom Vortag nicht wiederholen und verpasste zunächst ihre EM-Qualifikation in dieser Disziplin. Die Deutschen Meisterschaften werden ihr aber Gelegenheit geben, das nachzuholen.
Melanie Stabel trat noch im Kleinkaliber Dreistellungskampf an. Die starke Konkurrenz und bei böigem kalten Wind erreichte sie Platz 18 mit 1134 Ringen. In ihrem letzten Wettbewerb, im Luftgewehr der Juniorinnen, reichte es nur für Platz 28 mit 616,7 Ringen.
Am Letzten Wettkampftag, schrieb unsere Pistolenmannschaft, Werner Lackerbauer, Bodo Funcke und Ingo Schweinsberg dann noch Geschichte in der Zentralfeuerpistole. Mit 1629 Ringen stellten sie offiziell den seit 1995 bestehenden Weltrekord ein! Lackerbauer und Funcke qualifizierten sich mit ihren 550 und 541 Ringen darüber hinaus für diese Disziplin bei der bevorstehenden EM. Ingo Schweinsberg hatte mit Abzugsproblemen an seiner Pistole zu kämpfen konnte aber bei der Präzision noch mithalten. Nach einer schnellen Reparatur in der Pause brachte er es nach dem Duellschießen noch auf insgesamt 538 Ringe, nur zwei Ringe zu wenig für die EM-Qualifikation.
Insgesamt war die ISCH für unsere Gewehr- und Pistolenschützen eine wichtige Veranstaltung bei der sie sich unter Wettkampfbedingungen und mit Gegnern, die im hörenden Sport in der Weltspitze mitmischen, messen konnten. Als Vorbereitung für die kommende Europameisterschaft war das Turnier optimal und der hohe Leistungsstand half insbesondere den jüngeren Sportlern, Wettkampferfahrung zu sammeln. Beide Trainer waren sehr stolz auf ihre Sportler, die alle beachtliche Leistung zeigten.
Bericht: Andreas Obermaier und Manfred Zisselsberger
Fotos: DGS-Sparte Sportschießen